DER "BLAUE BERNBURGER"® WEIN
Geschichte
Im Jahre 1777 trat der Bernburger Apotheker, Weinhändler und Rebenzüchter Ludwig Bernhard Schultze (1730-1785) mit einer
Nachricht an die Öffentlichkeit die besagte, dass ihm die Gewinnung einer neuen Rotweinsorte gelungen sei. Zur Verbreitung
seiner Kreation stellte er den Weinbergbesitzern eine Vielzahl von Fechsern zur Verfügung. Aus dem Jahre 1806 liegt eine
Lithografie über den herzoglichen Weinberg bei Bernburg vor auf der Rebstöcke zusehen sind, die in Wuchs, Blatt und Traube
eine perfekte Identität mit den gerade wiederentdeckten Rebstöcken des "BLAUEN BERNBURGER"® WEINS aufweisen.
Ein Gebrauchsname der damals neuen Rebsorte, sicher schon lang im Schwange, nannte 1833 die Herzogliche Kammer mit der
Bezeichnung "Der gute Blaue". Um 1890 zum Ende des Weinanbaus in der Region kamen die Interessenten scharenweise nach
Bernburg, um sich vor Schließung der Weinberge Jungreben jener unverwüstlichen und dankbaren Sorte zu sichern. Sie holten
sich "blauen Wein aus Bernburg", woraus der bis heute gebräuchliche Volksname "BLAUER BERNBURGER"® WEIN,
oder kurz "BLAUER BERNBURGER"® wurde. Bezeichnung und Pflanze sind seit 2007 nun endlich namenrechtlich
geschützt.
Weinwissenschaftliche Aussagen der jüngsten Zeit stufen den BBW, so sei der
"BLAUER BERNBURGER"® WEIN im weiteren Text als Kürzel bezeichnet, als Abkömmling der amerikanischen
Weingattung "Vitis labrusca" ein. Der Weg des Bernburger Experten von 1777, um an eine Amerikarebe zu kommen, muss in die
nahe anhaltische Residenzstadt Zerbst geführt haben. Dort lebte der Zeit- und Fachgenosse Johann Carl Corthum (1740-1815),
ein Pflanzen- und Rebenzüchter. Als Handelsgärtner, der Corthum auch noch war, hatte er Beziehungen zu vielen europäischen
Adelsresidenzen, so auch nach London. Über den Seehandel kam Corthum auch an exotische Rebsorten aus aller Welt, die er ab
1768 auf einem Versuchsfeld, das 1774 nochmals grundlegend erweitert wurde, anbaute, weiterzüchtete und beobachtete. Ab 1814
erschien ein mehrbändiges Werk von Corthum mit der Beschreibung seiner Pflanzenwelt "... nach 50jähriger Anbauerfahrung ...",
darunter über 300 Weinsorten, darunter die "Vitis labrusca". Corthum beruft sich dabei, auch in der Namensgebung, auf den
Naturwissenschaftler Carl von Linné und dessen Standardwerk "Species plantarum" von 1753, in dem Linné mit der Einführung
der "binären Nomenklatur" die Klassifikation in der Botanik begründete.
Damit wird offensichtlich, dass "Vitis labrusca" Abkömmlinge schon ab etwa 1750 in Europa bekannt waren,
vermutlich als verbesserte Wildform, als frühe Kulturform, die man beobachtete, weiterzüchtete, deren Nutzen man erkundete.
Corthums Arbeit an der "labrusca" blieb noch unvollkommen. Schultze in Bernburg, der ein äußerst begabter Rebenzüchter war,
dessen Schule eine Reihe anderer Weinexoten entsprossen (Früh Kleepracht, Roter Wiener Früher, Petersilienblättriger Wein),
gelang wohl der frühe und erste Durchbruch mit der "labrusca" zum Kelterwein weit vor anderen Sorten, vor allem vor der
Isabella. Über das "Wie" kann man nur Vermutungen anstellen.
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